Konzertreview © Metal Hammer 2025
von Frank Thiessies

MASTERS OF REALITY + Pete Skipper
Berlin @ SO36
Dass von den insgesamt fünf anberaumten Deutschland-Shows lediglich das Hauptstadtkonzert stattfindet und der Rest gesundheitsbedingt abgesagt werden muss (Nachholtermine im Oktober stehen bereits), ist insofern ein wenig unfair da man in Berlin schon beim letztjährigen Desertfest, nach langer Bühnenabwesenheit, in den Genuss der Band um Gitarrist, Sänger und Wüstenrock-Visionär Chris Goss kommen konnte.
Noch unfairer ist, dass Goss heute mit variirtem Line-Up auftritt, zu dem neben der bereits seit längerem etablierten Rhythmusgruppe aus Schlagzeuger John Leamy und Bassist Paul Powell nun auch zwei Mark Lanegan Band erprobte Belgier in Form von Gitarrist Steven Janssens und Keyboarder Aldo Struyf zählen. Eine Konstellation, die – nachdem Pete Skipper als Singer, Songwriter und Stagehand in Personalunion den Supportslot überzeugend weitgehend auf der Akustischen bestritten hat, noch gewaltigere Kräfte zu entfachen versteht als besagte Festivalband-Version.
Goss spielt auch heute im feinen Zwirn sowie gezwungenermaßen im Sitzen, was seine Präsenz als Stoner-Szenenpate erneut mit der Aura eines alten Blues-Großmeisters verschmelzen lässt. Desert-Vibe-Prototypen-Songs des Debuts wie etwa ´Doraldinas´s Prophecies´ verzücken schon früh den abgehangenen und lediglich zur Hälfte gefüllten Saal. ´John Brown´ bringt den Blues, wohingegen das neue ´Sugar´ für eine wohlige Psychedelic-Pop-Dusche mit Pink Floyd-Patina sorgt.
Und immer wieder klingen bei diesem meisterlichen Connaisseur-Konzert LED ZEPPELIN III, Bowie und The Doors durch.
Mag der Wahlwüstensohn Goss als Produzent von Kyuss oder Queens Of The Stone Age die Riff-betonte Seite des Genres zelebriert haben, ist die musikalische Realität seiner schon immer an British Invasion-Rock der Spätsechziger geschulten MASTERS OF REALITY eine andere.
Dass im erhöhten Alter die Sinatra-Stoner-Qualitäten nur noch stärker zum Zuge kommen, ist genauso nach- vollziehbar wie willkommen. Denn auch das ist Palm Springs.
|