Interview © www.rcnmagazin.de 2009

von Wolfram Hanke

 

 

ABBEY ROAD STUDIO IN DER WÜSTE

Den Produzenten CHRIS GOSS und seine Arbeit für Stoner-Bands wie Queens Of The Stone Age oder Kyuss kennt jeder, den Musiker Chris Goss und seine Band MASTERS OF REALITY nicht so viele. Das gewichtige Studiogenie hat mit seiner eigenen Musik nie so große Bekanntheit erreicht wie mit den Werken seiner prominenten Kunden.

Das wird sich wohl auch mit dem aktuellen Album „Pine / Cross Dover“ nicht ändern. Nicht, weil das Album keine Qualität hat, sondern weil Chris Goss es so will. Wen die Platte interessiert: brottrockener Rock mit etwas Psychedelic und viel freier Improvisation.

Die ersten Schritte der Masters nach der Bandgründung vor 28 Jahren waren sehr viel versprechend. Das legendäre Debüt-Album „The Blue Garden“ produzierte 1988 Rick Rubin, zu der Zeit, als er Slayer, Danzig oder auch die Beastie Boys mit seiner Arbeit groß machte. Aber schon bald war klar, dass die Masters Of Reality andere Wege gehen würden. „Ich bin nie mit Managern klar gekommen, die meine Musik an den Mann bringen sollen“, meint Chris dazu. „Man kann aber unmöglich alles selbst machen.

Ich bin nicht wie Fugazi und kümmere mich komplett um meine eigene Vermarktung, meine Website und meine T-Shirts. Das langweilt mich! Ich lege keinen Wert auf diesen ganzen Scheiß, den man machen muss, wenn man Platten verkaufen will.

Ich habe auch keine Lust, in Los Angeles mit Leuten von Plattenfirmen abzuhängen und mich selbst zu promoten.“ Chris Goss hängt lieber in der kalifornischen Wüste herum. Genauer gesagt im Rancho De La Luna Studio in Joshua Tree, in dem auch die berühmten Desert Sessions unter der konzertanten Leitung von QOTSA-Gitarrist Josh Homme über die Bühne gehen.

„Es ist eigentlich kein Studio, sondern ein Zuhause“, erklärt Chris Goss. „Ich will dort abhängen, kochen oder feiern. Und dann nimmt man einfach eine der Gitarren oder einen der Synthesizer und schreibt Songs. Man muss nicht das Haus verlassen, um etwas zu essen. Man wirft einfach etwas auf den Grill.

Wir haben allerdings gerade Probleme mit Touristen, die versuchen, das Studio zu finden. Menschen aus der ganzen Welt, speziell aus Japan, suchen das Studio und wollen die „Abbey Road Studios“ von Joshua Tree besichtigen.

Das nervt! Es ist kein öffentlicher Schrein, sondern ein Privatgrundstück! Wir können nicht arbeiten, wenn uns Leute anstarren!“

Betrachtet man allerdings die Gästeliste des Studios (u.a. Mark Lanegan, PJ Harvey), dann ist die Anziehungskraft dieses kreativen Hot Spots in der Wüste nicht verwunderlich. Davon profitierte auch Chris, als er nach acht Jahren mal wieder ein Masters-Album anging. Dazwischen lag der Sohn eines Deutschen und einer Italienerin allerdings nicht auf der faulen Haut: Es gab ein Masters-Live-Album und eine Sammlung von Raritäten. Außerdem hat Chris Goss u.a. mit Queens Of The Stone Age und dem englischen Elektro-Projekt Unkle gearbeitet.

Viel Zeit für eine feste Band bleibt da nicht. Die besteht zur Zeit auch nur aus Chris Goss und Drummer John Leamy. „Die Band in ihrer jetzigen Besetzung spielt nicht genug Konzerte und nimmt nicht genug Alben auf, um eine Crew zu finanzieren“, meint Chris. „Also muss ich bei jedem Album alle Strukturen neu aufbauen. Wenn es eine feste Band gäbe, mit Leuten wie Josh Homme oder Nick Olivieri, dann wäre das phantastisch. Aber die Jungs haben ihre eigenen Bands und so ist das mit den anderen Kandidaten von der Wunschliste auch.“ Davor wird er allerdings wieder nächtelang am Mischpult sitzen und mit anderen Bands arbeiten.

Wer das genau ist, darüber darf und will er noch nicht sprechen. Vielleicht ist es ja ein neues vielversprechendes Projekt namens „Them Crooked Vultures“ mit Josh Homme (QOTSA), Dave Grohl (Foo Fighters) und John Paul Jones (Led Zeppelin)?