© Visions 2007

Autor: Carsten Sandkämer

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Gibb Stoff, Mixer

Ohne Mike Pattons Label Ipecac würde es das erste gemeinsame Album von Masters-Of- Reality-Mastermind Chris Goss und dem Mann formerly known as Twiggy Ramirez - zusammen GOON MOON - nicht geben.

              

Patton hatte Demos in die Finger bekommen und rief uns an. Er wolle die Sache unbedingt machen." Jeordie White, Manson-Bassist a.D., lässt am anderen Ende der Leitung keinen Zweifel daran bestehen, dass die Veröffentlichung von „Licker's Last Leg" einen eindeutigen Impuls brauchte, um überhaupt stattzufinden. Nach einer EP („Got MyselfA Brand New EggLayingMachine", 2005) verschwand das Projekt vom Kyuss- und QOTSA-Produzenten Chris Goss, Jeordie White und Hella-Drummer Zach Hill aus dem Bewusstsein der Beteiligten und der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt, weil die seltsamen psychedelischen Experimente wenig mit dem jeweiligen CEuvre der kreativen Köpfe zu tun hatte.

Mit der Arbeit an „Licker's Last Leg" änderte sich jedoch so einiges. „Wir sind zum einen alle sehr eingespannt in dem, was wir tun. Ich spiele derzeit auf der Nine-Inch-Nails-Tour Bass, Chris hat mächtig viel mit Queens Of The Stone Age zu tun, und Zach geht gerade mit Hella auf eine große US-Tour. Aber wenn du mich fragst, was ich am liebsten in der Zukunft machen würde, ist es Goon Moon.

Wir sind durch die Arbeit an dem Album und die bisher großartige Resonanz selbstsicherer geworden. Wir haben unter dem positiven Veröffentlichungsdruck von Ipecac Aufnahmen aus vier Jahren für die Platte zusammengetragen, und keiner von uns hätte je gedacht, dass ein zusammenhängendes Album herauskommen könnte. Falsch gedacht."

Allerdings. Der Versuch, sich in der Referenzkiste von Goon Moon bis zum Boden durchzuwühlen, muss scheitern. Ein Bastard aus Beat, schwer treibendem Wüstensound, Prog-Anleihen und Psychedelia bahnt sich seinen Weg, unterstützt von fast schon wieder üblichen Verdächtigen wie Josh Homme, Josh Freese (NIN), Dave Catching (Mondo Generator) und anderen. Auf den rauen, fast trashigen Sound des Album angesprochen, nennt White das großartige „Milkman" von Deerhoof als großen Einfluss und kommt

 

Jeordie White:

“Hör Dir mal die BeeGees an, als sie noch keine Disco-Suits getragen haben."

 

ein ums andere Mal auf deren Parallelen zum 70er Prog-Rock von Yes zu sprechen. Und auch wie man von derartigen Verweisen zur Bee-Gees-Coverversion „Every Christian Lion Hearted Man Will Show You" gelangt, vermittelt Jeordie völlig unironisch: „Hör Dir mal die Bee Gees an, als sie noch keine Discosuits getragen haben. Im Grunde haben sie mit ihrem frühen Manchester-Sound alle Bands geprägt, die den Brit-Rock groß gemacht haben. Nimm Oasis: Alle sagen ständig, wie die nach den Beatles klängen.

Noch vor den Beatles haben die Bee Gees diesen Sound gemacht. Mag sein, dass ich diese Musik mit einer gewissen Portion Ironie höre, aber ich mag den Sound. Als es darum ging, das Album zu mastern, hat das zuerst ein Typ gemacht, der alle Linkin-Park-Alben gemastert hat. Das war zu fett, zu bassig. Wir wollten im Grunde einen 60s-Sound, in dem man alle Feinheiten so hört, wie sie gemeint sind. Also auch mal zu laute Effekte und all das, was wir ,wie früher' gemixt hatten."

Opulent, eklektisch, versponnen, ambitioniert. Vokabeln, die in vielen Momenten auf „Licker's Last Leg" anwendbar sind. Im Titelsong singt White die bezeichnende Zeile „I've created me a monster" und weiß vielleicht selbst noch nicht wirklich, ob er es zähmen kann. Aufschlussreiche Selbstversuche hat er jedoch bereits mit selbst- gemachten YouTube-Videos gemacht, die er auf seiner Userpage zugänglich machte.

Der Mix aus Goon-Moon-Demos und 8-mm-Collagen aus klein Jeordies Kindertagen rief euphorische Kommentatoren auf den Plan. Mit der Vergangenheit von zwölf Jahren an der Seite einer grellen Kunstfigur im Nacken, betrachtet Jeordie diese fast intimen Schritte in Sachen Persönlichkeitsfindung sehr geerdet und resümiert: „Ich habe dort viel von mir gezeigt und die Reaktionen waren toll. Das hat mein Vertrauen in Goon Moon gestärkt. Ich denke, wir haben eine ziemlich konsistente Platte gemacht. Darauf können wir aufbauen."