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Autor: Daniel Korth und Daniel Spielmann

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Mastes of Reality

Es ist sehr interessant und diskussionswürdig, das neue Masters of Reality Album “Give us Barrabas". Sowohl musikalisch als auch optisch verwirrt Mastermind Chris goss die einfältigen Metaller. Auch das Interview mit dem Allrounder erwies sich als spannende Angelegenheit, vor allem als Fan härterer Klänge. Aber überzeugt euch selber und gönnt dem Album einen Durchlauf. Vielleicht versteht ihr dann die Aussagen von Kollege Spielmann und meiner Wenigkeit.

Lass uns über Dein neues Album reden, welches den Titel “Give us Barrabas” trägt. Was willst Du damit aussagen?

Kennst Du Barrabas?

Nein, den kenn ich nicht.

Barrabas ist der Mörder im neuen Testament. Am selben Tag, an dem Christus gekreuzigt wurde, sollte ein Gefangener freigelassen werden und so haben sie Christus und Barrabas vor das Volk gestellt. Dann wurde die Menge gefragt, wer von beiden freigelassen werden sollte. Das Volk schrie: “Give us Barrabas!". Das ist so das wesentliche.

Was meinst Du denn mit einem Song wie “Off to tiki Ti"?

Tiki Ti ist eine kleine, schnucklige Bar in Los Angeles, in der man tropische Getränke und Cocktails bekommt. Es kommt einem vor, als würde man Apfelsaft trinken, aber nach 10 Minuten bist Du völlig betrunken.

Du hast ja den Namen der Band von Black Sabbaths dritten Album entliehen, was einen Hinweis auf Deine Wurzeln gibt. Was sind denn Deine musikalische Einflüsse?

Für mich persönlich, denke ich, dass meine Inspirationen von Jimmy Page, Johnny Anderson von Yes, Björk, Morrissey, Rossini, Strawinsky, Cat Stevens und John Lennon kommen, um nur ein paar zu nennen.

Black Sabbath?

Oh ja, natürlich auch Black Sabbath und auch die Ramones. In meinen Augen ist es die Architektur meiner Musik.

Nach einer Show in der “Knitting Factory" in LA haben Reporter geschrieben, dass Du “with blinding briliance" gespielt hast. Benötigst Du für solche hervorragenden Gigs ausufernde Proben oder produzierst Du die Musik so einfach wie sie klingt?

Ich brauche nicht zu proben (lacht). Letzte Nacht habe ich hier in Köln eine Radio Show besucht und ich hatte keine Ahnung, was ich spielen oder machen sollte. Bei den Titeln, die ich dann ausgesucht habe, da hatte ich keine Ahnung, ob sie nun passend sind oder nicht. Es ist immer wie ein Spiel, als ob man einen Würfel rollt und die Zahl, die rauskommt, wird dann gespielt. Aber ich brauche vorher nicht zu überlegen oder die Stücke zu proben. Das ist immer eine Art Abenteuer und erhöht die Spannung. Manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht.

Stichwort “Blue Garden". Wenn man heutzutage in einem Lexikon den Begriff “Stoner Rock" nachschlägt, müsste man ein Bild von Dir und dem Cover von “Blue Garden" finden. Was bedeutet Dir dieses Album und der Stil nach 16 Jahren?

Mittlerweile kann ich nicht mehr so zurückschauen mit der Perspektive, die ich damals hatte. Es war ein sehr undankbares Album, das ich machen musste. Innerhalb der Band herrschte Krieg und jeder hatte persönliche Probleme. Im Grunde genommen habe ich meine Hände gehoben und habe gerufen: “Big Producer, make me rieh". Die Musik hat natürlich unter den Umständen gelitten. Trotzdem haben die Leute das Album geliebt und sehen es nach wie vor als den Anfang des Stoner Rocks. Ich hatte aber nicht die Absicht den Begriff Stoner Rock zu definieren und auch keine Vorstellung, was der Begriff nun tatsächlich bedeutet. Ich denke auch Daftpunk ist genau so “stoney" wie Kyuss. Wenn man mal die letzten 40 Jahre Revue passieren lässt, gibt es viele andere Beispiele wie “Sgt. Pepper", Björk, Radiohead oder DJ Shadow. Für mich sind das auch psychedelic und stoned Meisterwerke. In dem Sinne bin ich nur ein Teil des 20. Jahrhunderts der Drogenmusiker, (lacht)

1993 hast Du eine Tour mit Metallica abgebrochen, weil Du nicht mit Metal in Verbindung gebracht werden wolltest. Wie denkst Du über die Musikrichtung und die Fans heutzutage?

Es gab eine Zeit in der Metal sehr geil war, als Beispiel nenne ich da Black Sabbath oder Led Zeppelin, den Beginn von Bands, die den Hammer ausgepackt haben. Als sie anfingen, war es eine sehr interessante Mischung. Es war spannend, neu und voll von Improvisation. Als der Rock n'Roll härter wurde und spezifischer, dann hat sich alles zum Nachteil entwickelt. In meinen Augen klingen Megadeth und Metallica wie Grashüpfer die in eine Blechkanne springen wollen (auch wenn ich nicht seiner Meinung bin, die Metapher ist der Hammer! Und dabei wird er St. Anger gar nicht gehört haben ?, Anm.d.Verf.). Es ist einfach nicht mehr spannend, man findet keine Improvisation und es ist überproduziert Das ist einfach Musik für einen nervösen kleinen Jungen, der keine Freundin hat und einfach Musik braucht, um über seinen Frust hinweg zu kommen, l love to swing and to groove. Ich will kein Stakkato ohne Seele. Natürlich kann jeder hören, was er will und es soll ihm auch Spass machen, aber ich bevorzuge den flüssigen Stil mit Seele. Wenn Du jetzt Kyuss direkt nach Megadeth spielst, dann wirst Du den Unterschied hören und wissen, was ich meine.

Entscheidest Du, welches Material auf ein Chris Goss Album und was auf ein Masters of Reality kommt oder kommt noch jemand anders ins Spiel, der Dir die Entscheidung abnimmt oder hilft?

Ich sammel das Material über einen sehr langen Zeitraum. Bei dem neuen Album habe ich einfach mein Material durchforstet, dass ich bisher noch nicht verwendet hatte. Wenn es ein Masters of Reality Projekt ist, dann habe ich meinen Drummer John Leany?! Hier mit dem ich die Ideen durchgehe und auch noch andere Leute, die gerade in der Nähe sind. Bei einem Masters Album ist es eine Band und auch eine Band, die spricht, aber ich bin der Bandleader. Aber wenn kein Input von den anderen kommt, dann ist es ein Chris goss Album und kein Masters Album. Zu viel Einfluss von außen verwässert das Ganze auch.

Aber warum trägt das neue Album das Banner “Masters of Reality / Chris Goss"?

Eine Menge der Stücke ist mit ehemaligen Leuten geschnitten, geschrieben oder gespielt worden. Die anderen Songs, die ich in meinem Schlafzimmer geschrieben habe mit ein paar Freunden und auf einem Viertrackplayer auf genommen habe, das sind die Chris goss Teil. “Jindalie, Jindaly" mit Scott Weiland von Queens of the Stone Age oder “Brown House on a green road", das sind Masters of Reality Songs zu denen ich zwanzig Jahre lang gefickt habe. Die wurden eben von mehreren Leuten geschrieben. Es hat aber seine “Band Power" verloren und geht eher in die Richtung Soloprojekt.

Wie lief denn die Sache mit “Snowballs" und Twiggy Ramirez. Bist Du glücklich mit dem Endergebnis und dem Songwriting Prozess?

Ja. Als er von Perfect Circle zurückkam im Juni, haben wir die Arbeit wieder aufgenommen. Dann haben wir 8 oder 9 Songs zusammen geschrieben. Er ist einer der besten Musiker, die ich je getroffen habe.

Wie schaffst Du es nach über 20 Jahren den Spaß und den Willen an die Musik, die Du machst, zu behalten?

Ich versuche jeden einzelnen Moment zu leben und denke nicht an die schlechten Erinnerungen zurück, die ich habe. Manche Leute verstehen dies nicht so ganz, vielleicht ist es auch meine Dummheit, aber ich liebe das, was ich mache und ich habe auch viele andere Interessen und Hobbys, die mir dabei helfen andere Seiten von mir zu entdecken. Es lenkt mich auch von der Musik ab. Wenn ich aber wieder Musik machen will, habe ich dann neue Energie.

Wenn man sich die Diskographie von Masters of Reality anschaut- gibt es da ein extremes Album jedweder Richtung?

Ich denke “Deep in the hole" war ein sehr gutes Album. Über die schlechten mache ich mir nicht so viele Gedanken, denn ändern kann ich sowieso nicht. Es sind einfach Rock n' Roll Alben, die auch schlechte Songs beinhalten. Ist doch auf den meisten Alben so. Manchmal denke ich aber auch: “Oh Gott, warum habe ich den Song nicht vernünftig vollendet". Man wird verrückt, wenn man immer an den schlechten Songs hängen bleibt. Über die Cover und Bilder kann man auch denken, was ist das schon wieder. Für mich sind es aber lustige Beigaben.

Was macht einen guten Song aus?

Talent.

Wie denkst Du über Songtexte und das Verhältnis zur Musik. Sind sie Dir wichtig oder nur Beiwerk?

Es ist der Transport zu dem Hörer, der wichtig ist. Man muss den Körper und den Geist erreichen, dann hat man gute Arbeit geleistet. Die Texte und Melodien müssen Dich irgendwo hinführen, man weiß aber nicht wohin. Eine spannende Reise...das macht das Verhältnis Text - Song aus.

Lass uns mal über das neue Cover reden. Was willst Du damit ausdrücken? Du hast es ja selber gemalt. Ist es der “Huntsman"?

Sowas in der Art. Es soll nur lustig wirken. Vielleicht sieht es ein bisschen dumm aus, aber ich finde es lustig. Damit möchte ich den Fans eben meine Art des Humors zeigen.

Du hast ja auch im Booklet verschiedene Bilder gezeichnet. Was bedeuten diese?

Das hat auch keinen besonderen Hintergrund. Es sind einfach nette Bildchen. Die haben mir gefallen und deshalb sollten sie ins Booklet.

Wie sieht denn die Zukunft von Chris Goss und Masters of Reality aus? Gibt es eine Tour?

Das ist in Gottes Händen. Es wird sicherlich eine Tour im Herbst geben. Sowohl akustisch als auch hart, das mache ich schon seit Jahren hier.

Hast Du für unsere Leser noch ein paar letzte Worte?

High!

Vielen Dank für das Interview.

 

 

 

 

27.02.2005 auf mastesofreality übernommen, da Link zum Interview nicht mehr geht