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Autor: Patrik Großmann

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"Der wahre Mittelpunkt der Wüste”

Und sie ist doch heilbar, die Lahmarschigkeit: Hätte noch vor kurzem jemand erzählt, die MASTERS OF REALITY kämen bereits läppische zwei Jahre nach "Welcome To The Western Lodge" mit einem neuen Album angehechelt - man wäre lachend zusammen gebrochen. Doch "Deep In The Hole" rockt leibhderaftig wie  Teufel, und auch sonst stehen bei Chris Goss, dem kahlköpfigen Tausendsassa hinter dem kalifornischen Kult-Projekt, momentan alle Zeichen auf `Go!` Höchste Zeit also für eine ausgiebige Debatte über magische Musik, gutes Essen, die lieben Kollegen, Terrorismus - und ein Leben fernab der Zivilisation im Wüstensand."

Auch wenn der Mann auf den ersten Blick ein wenig gefährlich aussieht: Ein Gespräch mit Chris Goss gehört zum Entspanntesten und Nettesten, was der Job des Musikschreibers zu bieten hat. Von einer fast schmerzhaften Integrität ganz zu schweigen. Trotz aller weltpolitischer Wirren (aufgrund der Anschläge in den USA verschob sich auch der Interview-Termin) und gehörigen Jetlags wuselt Goss bester Laune durch das für eine Person seines Umfangs irgendwie zu enge Hotelzimmer, bevor er sich gemütlich in ein Sitzmöbel wuchtet. "Mann, ich liebe deutsches Essen", strahlt er mich an. "Wie soll man mies drauf sein, wenn man gerade erst einen amtlichen Sauerbraten mit Klößen zum Lunch verdrückt hat?! Und Kölsch, lecker!" Sagt`s und leckt sich die Lippen.
Gleiches dürfen auch wir tun, denn die zehn Songs auf dem wiederum via `Brownhouse`, dem eigenem Label des Kyuss-Entdeckers veröffentlichten "Deep In The Hole" sind ein großartiges, dampfendes Stonerrock-Feuerwerk für Feinschmecker. Was Goss mit Langzeit-Kollaborateur John Leamy am Drumset diesmal abgeliefert hat, verdient das Etikett `zeitlos` und muss sich hinter dem letzten Queens Of The Stone Age-Meilenstein kein Stück verstecken. Nach dem experimentelleren Vorgänger gehen es die Masters merklich erdiger und straighter an, ohne dabei gänzlich auf die liebgewordenen kleinen Fiesheiten, sphärischen Bombast sowie ausgefuchst beatleske Harmoniegemälde zu verzichten. So stampft bereits der Opener "Third Man On The Moon" tonnenschwer durch den Wüstensand, zieht einen das morbide glimmende "Scatagoria" in hymnische Abgründe, überrascht "Corpus Scorpios Electrified" mit schrägen Streichersounds und gewaltigem Finale. Dazwischen verbergen sich psychedelische Ruhe-Inseln von gleichsam unwirklicher Schönheit wie etwa "Counting Horses", oder die zusammen mit Josh Homme verfasste Pretiose "Roof Of The Shed". Tief im Innern lockt die bewährte Todesbesessenheit, an der Oberfläche gibt es mehr Rock’n’Roll-Geschmack denn je.


Chris, Hochachtung erst einmal dafür, dass du uns nicht wieder sechs Jahre hast darben lassen nach "Welcome To The Western Lodge". Es scheint fast so, als hättest du dich endlich an Fan freundlichere Intervalle gewöhnt.
"Haha. Nun, diese Veränderung ist primär dem Umstand geschuldet, dass ich seit ein paar Jahren mein eigenes Studio besitze. Ich kann seitdem die mir zur Verfügung stehende Zeit erheblich effektiver nutzen. Seit kurzem hat der ganze Krempel sogar Räder unten dran, was die Sache noch flexibler macht. Ich mietete ein leer stehendes Haus mitten in der Wüste, stopfte meine Technik rein und los ging es. Wenn du genau hinhörst, kannst du an einigen Stellen Alltagsgegenstände entdecken, deren Klang wir miteinbezogen haben. Meine Vocals etwa wurden in der Küche aufgezeichnet."

Stimmt es, dass du auch privat umgezogen bist?
"Ja, allerdings nur um die Ecke. Ich bin aus Palm Springs weg und habe eine Ranch in Joshua Tree erstanden, weitab in der High Desert. Mitten im Nichts! Da draußen gibt es nicht mal eine Straße, geschweige denn die dazugehörige Beleuchtung. Ich mag es, mein Privatleben so gut wie möglich von der Arbeit zu trennen. Ruhe ist mir extrem heilig, wenn ich zuhause bin."

Ist das nicht ein wenig gruselig, so völlig alleine mitten im Sand?
"Oh ja, es ist schon wild. Gut, zumindest haben wir Strom, aber nachts hörst du wirklich nicht das kleinste Geräusch. Keine Autos, nichts. Dafür gibt es jede Menge wilder Tiere. Aber was soll`s? Die Chance, in der Stadt über den Haufen gefahren zu werden, dürfte um einiges größer sein als die Wahrscheinlichkeit eines Schlangenbisses."

Was ist sonst noch zwischen deiner letzten Tour und den Aufnahmen zur aktuellen Platte passiert?
"Eine Menge. Zunächst sollte man nicht vergessen, dass auch ich mein Scherflein zum Gelingen der Queens Of The Stone Age-Scheibe `Rated R` beigetragen habe. Mit Josh (Homme, QOTSA - Anm. d. A.) führte ich darüber hinaus die ‘Desert Sessions’-Reihe fort, und außerdem arbeite ich zur Zeit mit einer gewissen Roxy Saint zusammen, einem überaus charismatischen Cyber-Punk-Girl, dessen Debüt ich mit schreibe und produziere. Ganz abgesehen von der Produktion der zweiten The Flys-Platte. Wobei letzteres ein eher betrübliches Kapitel ist, zumal die Band ja inzwischen das Zeitliche gesegnet hat."

Bleiben wir noch kurz in der Vergangenheit: Anfang September hast du eine Art Halbakustik-Show in Los Angeles gespielt. Was war das für eine Erfahrung?
"Ich fand es wundervoll! Ich wählte 15 Songs aus, die ich fast nie im Set habe, weil sie in unserem Kontext zu fragil sind. Alle meine Freunde waren da und hatten ihre kleinen Gastauftritte - es war wirklich ein ständiges Kommen und Gehen. Seitdem ist es ein Traum von mir, diese Sache mal im Rahmen einer Tour zu präsentieren."

Das dürfte problematisch werden, da ja die meisten der Beteiligten eigene Karrieren bestreiten.
"Abwarten, die Sterne stehen gar nicht so schlecht. Josh und ich sind gerade am Ausloten der Möglichkeiten für eine gemeinsame Queens Of The Stone Age / Masters Of Reality / Desert Sessions-Tour. Eine Art Familienausflug. Wir würden einen einzigen gigantischen Set spielen, in dem jedes der drei Projekte repräsentiert ist."

Wow. Ist das auch für Europa denkbar?
"Um ehrlich zu sein: Wir dachten sogar primär an Europa. Nirgends sonst sind die Queens derart angesagt. Keiner versteht so genau wie ihr, was wir mit diesem ganzen Desert-Rock-Ding eigentlich sagen wollen."

Weißt du schon, wann ihr mit den Masters bei uns touren werdet?
"Es ist noch nicht wirklich spruchreif, aber die Möglichkeit besteht, dass wir Ende November/Anfang Dezember für eine Handvoll Shows nach Deutschland kommen. Eine komplette Tour folgt dann definitiv nächstes Jahr. Zudem wird es übrigens ein Chris Goss-Akustikalbum geben, das ich gerade zusammenstelle. Eine Art ätherische Kombination aus Folksongs und Country-Einflüssen."

Wenn du "Deep In The Hole" mit seinem direkten Vorgänger vergleichen müsstest - wie verhalten sich die beiden Alben zueinander?
"`Welcome To The Western Lodge` besaß ein ziemlich klaustrophobisches Grundgefühl. Es funktioniert wie ein gewalttätiges, kleines Gemälde. Die ganze Platte fühlt sich an, als steckte jemand in einer Box und bekäme keine Luft mehr. Sogar mein Gesang hat diesen `Ich-muss-mich-beeilen-sonst-ersticke-ich`-Vibe. (lacht) Die neue Platte dagegen atmet. Im Vergleich zum Vorgänger ist sie ein Epos."

Jedenfalls scheint ihr euch wieder verstärkt auf die knarzig-rockende, die bluesig-verstaubte Seite der Band besonnen zu haben, die euer Debüt geprägt hat...
"Lass uns sagen: It`s less arty. Weniger Bowie und Bauhaus. Ich finde, man kann der Platte anhören, dass wir uns völlig frei von Zwängen an die Umsetzung gewagt haben. Ich muss heute keinem Bild mehr genügen."

Du sagst bewusst `uns`. Josh Homme, Nick Oliveri, Troy van Leeuwen (A Perfect Circle), Dave Catching (Earthlings), Nick Lucero (Ex-The Flys), Brendon McNichol - in der Tat fällt die im Vergleich zum Vorgänger doch arg erweiterte Gästeliste auf.
"Genau. Anstatt wie zuletzt zu zweit im Halbdunkeln bei Kerzenschein rumzuhängen, entschlossen John und ich uns dazu, in jeder Hinsicht die Gardinen aufzureißen. Da Josh zum selben Zeitpunkt gerade mit den Desert Sessions zugange war, erschien es nur logisch, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. All diese tollen Musiker waren ständig am pendeln, es ging zu wie im Taubenschlag. Ich denke, gerade diese Lockerheit hat dazu beigetragen, dass `Deep In The Hole` so nach vorne geht."

Klingt nach einer handfesten Party.
"Oh Mann, darauf kannst du Wetten abschließen, es war absolut crazy! Hast du die neue Desert Sessions-Ausgabe schon gehört? Ich finde es ist die gelungenste, die Josh bis dato zustande gebracht hat. Der letzte Track trägt nicht umsonst den Titel `Piano Bench Breaks`: Inmitten eines Piano-Overdubs, bei dem eine ganze Horde Anwesender das gesamte Instrument mit Schlägen traktierte, gab`s einen tierischen Rumms - und Josh und ich befanden uns eine Etage tiefer auf dem Boden. Alles ist auf Tape! Das daraufhin einsetzende Lachen musst du dir einen gesamten Monat ausmalen, dann weißt du wie gut wir drauf waren! (lacht)"



Besonders gefreut hat mich die Mitarbeit von Ex-Screaming-Trees-Sänger Mark Lanegan, dem du ja zuvor auf seinem Solo-Album ebenfalls ausgeholfen hast. Für mich ist er einer der am meisten unterschätzten Musiker zur Zeit.
"Danke, das sehe ich genauso. Mark singt auf `High Noon Amsterdam`. Für die Zeilen `Get your head around / going underground` gab es definitiv niemand Besseren als ihn. Wir sind enge Freunde und reden momentan über die Möglichkeit, dass ich sein nächstes Album produziere. Ich würde mir einen Finger abhacken, wenn es klappen sollte. Mark heute clean und bei bester Gesundheit sehen zu dürfen, mit all seiner persönlichen Erfahrung, mit seinem exquisiten Geschmack und dieser fuckin` Stimme - das ist womöglich sogar einer der Gründe, warum es mir zur Zeit so verdammt gut geht."

Erstaunlich finde ich dagegen, dass sich gerade "Roof Of The Shed", deine Kollaboration mit Josh Homme, als halbakustische Ballade erweist...
"Der Song hat fast sechs Jahre auf dem Buckel, er ist einer von unzähligen, die Josh und ich damals zusammen bei unseren abendlichen Akustik-Sessions auf der Veranda meines Hauses in der Low Desert schrieben. Auch wenn man sie von ihm im Rahmen der QOTSA-Sachen eher weniger sehen wird - diese zerbrechliche Seite ist definitiv ein wichtiger Teil von Joshs Persönlichkeit."

Eben deshalb sollte man darauf achten, dass diese Band nicht allzu böse verheizt wird, findest du nicht? Auf der letzten Tour machten die Queens ja einen eher unglücklichen, ausgepumpten Eindruck.
"Absolut. Dazu trägt sicher auch bei, dass sie sehr darauf bedacht sind, ihrer Reputation als Party-Boys gerecht zu werden. Es ist inzwischen schon fast wie bei Johnny Thunders, wo die Leute nur darauf warteten, dass er besoffen von der Bühne kippte. Irgendwann kommt automatisch der Punkt, wo der ganze offensichtliche Spaß hässlich wird. Den gilt es für die Jungs jetzt zu umschiffen."

Glaubst du eigentlich, dass der Erfolg der Queens auch auf deine eigenen Sachen abfärben könnte? Verdient hättest du einen solchen Synergie-Effekt ja allemal.
"Sicher gibt es den, und das ist nur gerecht so. Als Kyuss populär wurden, geschah das ja auch nicht aus heiterem Himmel. Ohne die Masters und meine Hilfe hätte von denen wohl niemand ernsthaft Notiz genommen. Irgendwann kommt eben alles zurück. Ich will hier nicht von einer `Bewegung`sprechen, aber ich denke schon, dass sich der Zugang zum Rock`n`Roll, den wir Wüstensöhne miteinander teilen, ziemlich vom Rest der heutigen Popwelt unterscheidet."

Lass uns ein bisschen über die Texte reden: Gibt es wieder eine Art übergreifendes Thema? "Soweit ich mich erinnere, unterhielten wir beide uns bei unserem letzten Treffen über die Lyrics von `The Great Spelunker` vom letzten Album. Du meintest damals ganz treffend, es gehe um den Tod als solchen. Nun, selbiger steht auch hier wieder im Vordergrund. Ich denke, diese Todes-Obsession kann man in vielen meiner Texte entdecken."

Wenn man sich die derzeitige Situation vor Augen führt, mit einem minderbemittelten Kerl wie George Bush am Ruder einer von Terroristen attackierten Atommacht, deren Medien sich primär durch die Verbreitung patriotischer Slogans auszeichnen, dann bekommen deine Aussagen von vor zwei Jahren beinahe prophetische Züge. Was waren deine ersten Gedanken, als du von dem Anschlag erfahren hast?
"Ich realisierte völlig perplex, dass der Alptraum, der im Hinterkopf eines jeden von uns herumspukt, auf einmal furchtbare Realität geworden war. Dass dieses biblische Szenario vor unseren Augen passiert. Es kam mir vor, als hätte ich die letzten 25 Jahre weit weg auf dem Mars verbracht. Lass uns der Situation ins Auge sehen: Eine Schar Verrückter hat Wege und Möglichkeiten, Zigtausende Menschen umzubringen. Dass es in nicht allzu ferner Zukunft ein noch viel gigantischeres Blutbad geben könnte, ist eine schreckliche Perspektive. Aber sie ist wahr."

Kannst du diese Befürchtung noch näher einkreisen?
"Meiner Meinung nach hängt das alles nicht zuletzt mit der globalen Medienrealität zusammen. Jeder Vollidiot - vom durchgeknallten Columbine-Attentäter bis hin zum Terroristen-Netzwerker - kann sich heute im Internet breit machen. Und wenn er dann zugeschlagen hat, wird der Mist prompt auch noch weltweit live übertragen. Wenn vor hundert Jahren in, sagen wir: `Nasdaqistan` irgendein Potentat abgemurkst wurde, dann hättest du davon bestenfalls ein Jahr später erfahren. Heute passiert es quasi im selben Augenblick, und das gibt zunächst dem Mörder ein ganz anderes Gewicht. Es verleiht ihm Macht. Im Ernst: Niemand ist so doof, dass er nicht mitsamt einer Bombe den Weg vor eine CNN-Kamera schafft."

Besteht die Chance, dass ein solches Inferno vor der eigenen Haustür die außenpolitische Strategie der Amerikaner langfristig beeinflussen könnte?
"Durchaus möglich. Es ist das erste Mal in unserer Geschichte, dass wir nicht nur am eigenen Leibe, sondern auch auf eigenem Boden erfahren haben, was Krieg bedeutet. Wie es sich anfühlt, angegriffen zu werden, verwundbar zu sein. Das soll jetzt nicht zynisch klingen, aber vielleicht ist ein positiver Aspekt dieses schrecklichen Anschlages in der Tat, dass die amerikanische Führung sich zum ersten Mal wirklich mit den Folgen eines Bombenabwurfs auseinandersetzt. Wir kannten das bisher immer nur aus der entgegengesetzten Perspektive - wir saßen am Abzug, nicht vor der Mündung."

Was mich in diesem Zusammenhang übrigens verblüfft hat, waren folgende Zeilen in "Shotgun Son": "They`re talking about a war again settling a score again (...) about paying back and being scorned". Da scheint es um Rache zu gehen, oder?
"Wenn man das in der momentanen Situation liest, fühlt es sich schon leicht seltsam an, nicht? Zumal meine letzte Tournee ausgerechnet `Real War`-Tour hieß. Aber ich bin bestimmt kein Nostradamus. Bob Dylan hat auf solche Dinge bereits 1983 mit `Infidels` hingewiesen: Tausendjährige Bäume werden fallen! Seien wir ehrlich: Diese Gedanken existieren seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte - die ganze Bibel ist voll davon. Rache gehört zu unserer destruktiven Natur dazu."

Kommen wir zu angenehmeren Dingen. Welche Party besingst du in "High Noon Amsterdam"?
"Textlich lehnt sich der Song an `Take It So Hard` an, einen Track von Keith Richards erstem Alleingang. `Take a look around you / what do you see? / Most of what you’ve gotten is free` - ich habe diese Zeilen immer geliebt, denn so ist es ja tatsächlich. Musik, Freunde, der Spaziergang über eine vom Herbstlicht beleuchtete Straße, der Geruch der fallenden Blätter - all das kostet uns Menschen keinen Pfennig! Auch ich werde niemals mit einem Geldsack von einer Europatour zurückkehren. Aber ich habe Spaß."

Doch warum ausgerechnet Amsterdam? Magst du die europäische Kiffer-Hochburg wirklich so gerne?
"Haha! Das hat einen geschichtlichen Hintergrund: Bei unserem letzten Auftritt im `Melkweg` hatte unser Schlagzeuger Geburtstag. Wir eröffneten die Show mit der Performance einer wunderschönen Frau, die splitternackt mitten auf der Bühne stand und ein silbernes Gefäß mit Weihrauch empor hielt. Sie verharrte dort regungslos, wie eine Statue, in blaues Licht getaucht und umgeben von Nebel. Es war eine jener Shows, wo einfach alle am Tanzen waren. Jeder! Sogar eine Gruppe von Sikhs mit Turban! So sind meine Texte: Esoterik meets Tradition meets meinen ganz persönlichen Wahnsinn."

Wo wir gerade bei Wahnsinn und Esoterik sind: Was hat es mit dem Mantra-artigen, verschwörerisch raunenden Chor zu Beginn von "Corpus Scorpios Electrified" auf sich?
"Die Phrasen stammen in der Tat aus dem `Necronomicon`. Wo ich lebe, findest du eine ganze Menge seltsamer Typen, die sich mit Bedacht in die Einöde zurück ziehen. Speed-Freaks zum Beispiel lieben die enorme Weite der Landschaft. Man könnte sogar behaupten, die kalifornische Wüste sei die Amphetamin-Hauptstadt der Welt - `the last city of the sky` eben. Gleichzeitig aber ist sie auch ein bedrohtes Refugium, denn die Gegend liegt exakt zwischen Los Angeles, Las Vegas und Phoenix. Irgendwann wird das alles zu einer einzigen Mega-Metropole zusammen wuchern, wahrscheinlich mit einem mexikanischen Namen...`Sole Grande` oder so. (lacht) Dann gibt`s für solche Randgestalten gar keinen Fluchtpunkt mehr."

Letzte Frage: Was war der glücklichste Moment, den du bisher als Musiker erleben durftest?
"Hmm... Als ich mit Soulwax damals für deren Debüt den Song `Caramel` aufnahm, gab es einen Moment von geradezu überirdischer Magie: Erinnerst du dich an diesen grandiosen Endpart mit all den Mellotronen und der Lapsteel-Gitarre? Als der vor meinen Ohren zu entstehen begann, da hatte ich wirklich das Gefühl, ich stünde mit ABBA im Studio. Pures Endorphin, Mann!"